Das Museum in der Osterburg
Die Ausstellungsräume befinden sich in der Remise, im Alten Schloss und im Burgturm.
In der Remise gibt es eine Bauernstube, ein Bürgerzimmer und ein Burgmodell.
Außerdem ein Grafikkabinett und den großen Raum für Sonderausstellungen.
Früher wurden hier im Laufe eines Jahres mehrere Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen gezeigt. In der jüngeren Vergangenheit gab es auch
Jahresausstellungen, so zum Beispiel 2009 anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadtrechte von Weida.
Im Erdgeschoss des Alten Schlosses wurde ein Lapidarium, eine Gesteinssammlung eingerichtet. Hier werden archäologisch und geologisch wertvolle Exponate sowie historisch wertvolle Epitaphien (Grabplatten) und Insignientafeln (Wappensteine) gezeigt.
Im ersten Obergeschoss ist die ständige Ausstellung der Stadtgeschichte zu sehen. Sie zeigt die Entwicklung Weidas zwischen dem 12. und 19. Jh.
In der zweiten Etage im Alten Schloss wurden die ehemals tragenden Balken von der Decke abgehängt. Seitdem heißt dieser Veranstaltungsraum „Balkensaal“. Hier wird die ständige Ausstellung „Weida - Wiege des Vogtlandes“ gezeigt. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich Eheschließungen im Balkensaal.
1993 entstand im dritten Obergeschoss die „Galerie im Alten Schloss“.
Die Begegnung mit der Bildenden Kunst in der Galerie und im Künstleratelier im Neuen Schloss eröffnen neue Perspektiven für den Kunstliebhaber.
Im Inneren des Burgturms auch Bergfried genannt befinden sich zwei weitere Ausstellungsbereiche. Weil Ausgrabungsfunde gezeigt und ein Einblick in die Baugeschichte des Turms gegeben werden, heißt die Ausstellung tief unten
„Turm im Turm“.
Besonders stolz sind die Museumsleute auf die 360°-Projektion im Turm.
Wenn alte Mauern sprechen könnten, heißt es, hätten sie viele spannende Geschichten zu erzählen. Und die alten Ziegelwände im Inneren haben tatsächlich zu reden begonnen.
In einer 360°-Projektion unmittelbar auf die romanischen Ziegel gebannt, erzählt ein Film die Geschichte des Vogtlandes und der Reußen, der Nachfahren der Vögte.
Die Zuschauer gleiten mit einem virtuellen Turmfalken über das Vogtland dahin, aufsteigend von der Osterburg in Weida.
Hier ließen sich die Vögte im 12. Jh. nieder, hier begann der Aufstieg der (späteren) Reußen von Dienstmannen des Kaisers Barbarossa bis hin zu Reichsfürsten.
Wie der Falke, der von Weida über Greiz weiter nach Gera fliegt, schwangen sich auch die Reußen immer wieder auf und erweiterten ihre kleinen Fürstentümer.
Das Neue Schloss beherbergt ein Künstleratelier, das Moritzgewölbe als rustikalen Veranstaltungsraum und die gastronomischen Einrichtungen der Osterburg.
Die Stadtblickterrasse bietet Cafégästen einen einzigartigen Blick auf Weida. Die „Wirtschaft zur Osterburg“ bietet den Gaumenschmaus der besonderen Art im historischen Tonnengewölbe des „Neuen Schlosses“.
Tafeln wie zu alten Zeiten mit Holzlöffel, Dolch und Fingern. Gaukler und Spielleute sorgen für Folklore.
Die Türmerwohnung im Burgturm
Der genaue Beginn der ständigen Anwesenheit eines Türmers bleibt jedoch im Dunkel der Geschichte. Gesicherte Fakten gibt es zum letzten Türmer Gustav Hermann Heißig (1842 - 1923).
Der gelernte Weber war einige Jahre Gerichtsdiener beim Amtsgericht Weida, weil er stets in der Nähe seiner geliebten Osterburg sein wollte.
Ein tragischer Unfall bei der Begleitung von Gefangenen im Garten kostete ihn ein Auge. Er war gestürzt und mit dem Gesicht auf einen Rosenpfahl gefallen. Ungeklärt bleibt, warum er nach kurzer Zeit auch auf dem zweiten Auge erblindete. Weil er seinen Beruf nun nicht mehr ausüben konnte nahm er im Dezember 1889 das Angebot an, den vakanten Posten des Türmers zu übernehmen.
Die neue Aufgabe konnte er jedoch nur mit der Unterstützung seiner Familie, Ehefrau Ernestine Wilhelmine, Kinder, Schwiegerkinder und Enkel erfüllen.
Als Ernestine Heißig 1917 starb, musste er sein Amt aufgeben und aus der Türmerwohnung ausziehen. Damals war nur der zweite Zinnenkranz für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf dem ersten Kranz befanden sich ein Holzschuppen, Kaninchenställe und der Abort. Es gab keinen Elektroanschluss und bis zum 20. Jh. auch keine Wasserleitung. Das Wasser wurde vom Hofbrunnen in einer Rückenbutte hinaufgetragen. Der pfiffige Enkel Richard Hermann Kohout machte sich ein Zeichen in die Butte und füllte nur bis dahin Wasser hinein, sonst hätte er sich bei jedem Schritt des steilen Aufstiegs das Wasser übers Kreuz gegossen. Erst später gab es eine Wasserleitung bis zum ersten Kranz.
Auch das Brennholz wurde mit einem speziellen Korb auf dem Rücken hinaufgetragen.
Gustav Hermann Heißig lebte und arbeitete hier von 1890 bis 1917.
Trotz seiner Erblindung übte er sein Amt 27 Jahre lang sehr verantwortungsvoll aus. Man sagt, er sei ein herzensguter Mann gewesen, aber wenn eine Uhr nicht pünktlich schlug, konnte er fuchsteufelswild werden.
Danach besetzte die Stadt Weida den Türmerposten nicht wieder.
Zum Anschlagen der Stundenglocke wurde ein mechanisches Uhrwerk eingebaut.
Beim Museumsbesuch kann man die Türmerstube aufsuchen und im Rahmen einer Sonderführung auch die darüber liegende Uhrenkammer besichtigen, wo heute noch das Bett des Türmers steht.